größte ehemalige
Telegraphenverkehrsanstalt
in Europa

Ehemalige StadtRohrpost Berlins

Die Einrichtung der Stadtrohrpost im Haupttelegraphenamt erfolgte im Jahr 1916, die komplette Umstellung auf ein Zentrum des Berliner Netzes erstreckte sich bis 1919.

Das Berliner Rohrpostnetz erreichte seine größte Ausdehnung im Jahr 1941 mit 253,6 Kilometern Fahrrohren und etwa 150 Kilometern Luftrohren. Vom Haupttelegraphenamt gingen 22 Verbindungen unterschiedlicher Länge ab, weitere 36 gingen von anderen Rohrpostämtern ab.

Durch die Teilung Berlins 1945 wurde auch das Rohrpostnetz geteilt. Das im sowjetischen Sektor liegende Haupttelegraphenamt war indessen die Zentrale des im Dezember 1951 nur noch 43 Kilometer Fahrrohr umfassenden östlichen Teiles.

Technisches Denkmal

Die Maschinenzentrale der ehemaligen Rohrpost
ist ein Kulturgut von internationalem Rang.

Historische Maschinen

Sende- und Empfangsapparat

Neben der Treppe vom Restaurant zur Bar finden sich Apparate, die nach 1920 für das Versenden und Empfangen von Rohrpostbüchsen genutzt wurden.Durch die Beschriftungen des Tastenfeldes lassen sie sich Strecken zuordnen, die bis Oktober 1976 vom Haupttelegrafenamt bedient wurden.

Die Apparate an der Garderobe sind Typenprodukte für das Versenden und Empfangen von Rohrpostbüchsen um 1910. Sie wurden als Bauart 1912 bezeichnet und waren bei Strecken mit geringerem Sendeaufkommen auch bis in die 1960er Jahre in Betrieb.

Entöler

Um die Luft von Fetten oder Ölen zu reinigen, die aus den Verdichtern für den Druckluftbetrieb der Rohrpost kommen, wurden Entöler zwischen Verdichter und Fahrrohr oder auch zwischen Vorkühler und Tiefkühler in die Luftleitungen eingebaut.

Filter

Um Staub aus der angesaugten Luft zu beseitigen, wurden Filter genutzt. Die Filter waren Erweiterung mit einem, im Vergleich zum Luftrohr, größeren Durchmesser und eingebauten, austauschbare Filterkassetten.

Schalttafel

Die Schalttafeln dienten der Bedienung und Überwachung der Verdichter. Auf den Tafeln sind Volt- und Amperemeter und mittig zwischen ihnen ein Druckmesser angebracht. Entsprechend der drei Phasen des Drehstromes wurden Sicherungen angeordnet. Darunter ist der Hauptschalter platziert.

Als Strom isolierender Baustoff wurde Marmor für die Grundplatte eingesetzt.

Verdichter

Zu einem Verdichter gehörte jeweils noch ein Elektromotor, der diesen antreibt. Beide Elemente wurden auf einer massiven, gusseisernen Montageplatte befestigt. Die Platten wiederum waren auf einem aus weiß glasierten Klinkern aufgemauerten und innen ausbetonierten Sockel angebracht.

Die Verdichter sorgten für die Saug- oder Druckluft im Netz der Rohrpost und waren bei der Stadtrohrpost jeweils einer bestimmten Strecke zugeordnet.

Heute steht im Flur vor den Hotelaufzügen der einzige aus der Bauzeit des Haupttelegrafenamtes erhaltene, noch mit Wasser gefühlte Rotations-Verdichter der ehemaligen Stadtrohrpost. Sein Sockel ist wegen der starren Wasserleitungen direkt auf den Boden gegründet und war ehemals nur durch eine dicke Korkplatte »gefedert«.

Alle weiteren Verdichter der Stadtrohrpost haben zur Kühlung mit Rippen versehene Gehäuse. Diese Art Kühlung war bis zur Stilllegung der Rohrpost Stand der Technik. Ihre Sockel konnten gegen die Übertragung der Schwingungen auf Dämpfer gestellt werden.

Eine Besonderheit stellt der erst 1960 gefertigte, grün beschichtete Verdichter im Barraum dar, der wieder mit Wasserkühlung ausgeführt wurde.

Im »Kutscherhof« und unterhalb der Treppe zum Restaurant stehen drei Verdichter mit Drehkolbengebläse. Sie waren in Reihe geschaltet, für die gesamte oder einen größeren Teil der ehemaligen Hausrohrpost eingesetzt.

Liniensteuerung

Die Liniensteuerung schaffte Verbindung zu den im Straßenland liegenden Weichen in den Fahrrohren, zu Maschinen wie Sende- und Empfangsgeräten oder Verdichtern in kleinen Rohrpostämtern sowie zu den Steuertafeln innerhalb des Haupttelegrafenamtes.

Ausdehngefäß

Der Luftbehälter (Windkessel) diente dem Abfangen schwankender Förderleistung der Druck- oder Saugluft bei wechselndem Luftverbrauch im Netz oder bei schwankender Leistung der Verdichter.

Rohrpostbüchsen

Sie waren die Transportbehälter für Postkarten, Telegramme oder Briefe. Anfänglich wurden sie aus Stahlblech hergestellt und mit Kappen und Dichtungen aus Leder versehen, zuletzt wurden leichtere Büchsen aus Aluminium mit Kappen und Treiberscheiben aus Gummitextilstoff genutzt. Standard war ein Außendurchmesser von 65 Millimetern.

Für die Stadtrohrpost mit langen Strecken und Fahrgeschwindigkeit bis 15 Meter je Sekunde waren die Büchsen rundum verschlossen. Bei der Hausrohrpost mit kurzen Strecken und einer Fahrgeschwindigkeit zwischen 8 –10 Meter je Sekunde konnten die Büchsen hinten offenbleiben.

Zur Kennzeichnung und später zur selbsttätigen Steuerung von Weichen wurden Büchsen mit Nummern-Ringen oder Kontaktringen ausgestattet.

Kabelschlußgestell

An diesem Gestell traten die zur Steuerung von Weichen oder Maschinenstationen kleiner Rohrpostämter dienenden, gebündelten Signalkabel in das Haupttelegrafenamt ein und wurden zum Anschluss an die Leistungsverteiler oder Linienumschalter aufgeteilt.

Vorkühler

Für die Entfeuchtung der Luft mittels Kondensation wurden Vorkühler eingesetzt. Zur Kühlung wurde Wasser verwendet. Die durch Druck etwa 60 °C heiße Luft wurde mittels des Wassers auf 20 °C heruntergekühlt. Der Vorkühler konnte eine Entfeuchtung bis auf 9 g Wasser je kg Luft erreichen.

Schalldämpfer

Die Reflexionsschalldämpfer dienten zur Verringerung des von den Verdichtern oder durch die strömende Luft entstehenden Schalls. Dazu dient eine Querschnittsvereinigung auf der einen und -erweiterung auf der anderen Seite einer eingebauten Prallwand. Die Schalldämpfer sind in die Luftrohre meist unmittelbar nach den Verdichtern eingebaut.

Überlastschalter

Die Funktion dieses elektrotechnischen Bauteiles wird nur vermutet. Aus einer Kennzeichnung oder Beschriftung lässt sie sich nicht herleiten. Die ehemals drei Überlastschalter waren bestimmten Schalttafeln und damit Verdichtern zugeordnet. Sie ersetzten die Funktion der mit Schmelzsicherungen versehenen Unterverteilungen.

Unterverteilung

Die älteste erhaltene Unterverteilung zeigt rechts oben noch das Kennzeichen »BEW« der Berliner Elektrizitätswerke.

Die dreiteilige Unterverteilung ist bereits durch ihre Größe und die Ausführung aus drei Tafeln schwarzen Marmors eine Besonderheit in der Maschinenzentrale. Zwei der Marmorplatten sind sogar so aus dem Stein geschnitten, dass die Äderung über beide Platten hinweg führt.

Im Gegensatz zu den meisten Schalttafeln lässt sie sich der Bauzeit des neuen Haupttelegrafenamtes zwischen 1910 und 1916 zuordnen.

Signaltafeln

Die Signaltafeln zeigten den Betriebszustand des Rohrpostnetzes an und dienten damit der Überwachung. Ihr ursprünglicher Standort war in einem abgetrennten Raum im Erdgeschoss. Auf den Anzeigen der ehemals mehr als 27 Signaltafeln wurde die Zahl der Rohrpostbüchsen, ihre Position in der Strecke, das Ein- und das Ausschleusen dargestellt.

Treiber

Die Treiber aus Holz oder Stahl wurden verwendet, um »Züge« von Rohrpostbüchsen versenden zu können. Diese bestanden aus drei bis fünf Büchsen, bis zu zehn waren technisch möglich. Die Treiber haben ein höheres Gewicht, oft auch einen größeren Durchmesser und sind immer kürzer als die Büchsen.

Tiefkühler

Ehemals dienten zwei Tiefkühler der Entfeuchtung der Luft, sie sind über Entöler mit einem Vorkühler gekoppelt.

Zur Kühlung wurde ein Kältemittel verwendet. Die durchströmende Luft wurde auf 10 °C heruntergekühlt. Der Tiefkühler konnte eine Entfeuchtung bis auf 6 g Wasser je kg Luft erreichen.

Kühler

Die damaligen zwei Kühler dienten ebenfalls der Entfeuchtung der Luft. Die im Raum über Filter angesaugte Luft wurde unten in die Kühler eingeführt und passierte auf ihrem Weg nach oben die ehemals vorhandenen Kühlrippen, an denen sich die Feuchte der Luft als Kondensat niederschlug.

Womöglich wurden die Kühler technisch umgerüstet und zuletzt mit einem Kältemittel betrieben. Im Gegensatz zu den Tiefkühlern sind sie nicht mit weiteren Geräten zur Luftbehandlung verbunden, da sie nur in kurze Strecken der Stadtrohrpost mit Wendebetrieb eingebunden waren.